Der Künstler
Karl Völker

Karl Völker mit den Deckenbildern in Halle, 1922 [Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt]

Ich sehe Sie immer nur frisch, diskutierend, beharrlich ihre Meinung vertretend, den Kopf umwirbelt vom Haar, so heißt es in einem Brief des Freundes und Schriftstellers Walter Bauer 1949 an Karl Völker. Das rötliche Haar und sein politisches Engagement für die Kommunistische Partei tragen dem 1889 im Kaiserreich geborenen Künstler in der Zeit der Weimarer Republik, in den frühen 1920er Jahren, den Spitznamen der rote Völker ein. Der Bildhauer Richard Horn nennt ihn einen Feuerkopf, ideenreich und anfeuernd bei allen Unternehmungen der Hallischen Künstlergruppe. Andererseits beschreibt ihn eine Freundin als immer mal wieder ein bissel pessimistisch. In seiner künstlerischen Arbeit ist er verbissen und unverdrossen und von ungeheurer Produktivität. Völker ist ein Ordnungsfanatiker in seinen künstlerischen Formulierungen, die im Gegensatz zu seiner Unbeholfenheit im Alltäglichen stehen. Legendär ist seine Vergesslichkeit. Ob Baskenmütze, Brille, Zeichnungen oder sogar das geborgte Fahrrad, vieles bleibt in Zügen oder irgendwo in der Landschaft liegen. Seine Korrespondenzen überlässt er gern den Freunden Anneliese Horn und Ludwig Erich Redslob. Er wird als Komödiant beschrieben, wenn er im Freundeskreis bei den Lewekes die Kasperlepuppen zum Leben erweckt oder Andere persifliert. Völker liebt das Theater, aber vor allem die Musik. Er ist überaus kritisch in der Beurteilung künstlerischer Werke, auch der eigenen, die er teilweise mehrfach überarbeitet. Die Architektur findet er zeitweise ebenso interessant und spannend wie die Malerei. Er verschreibt sich ihr mit derselben Hingabe.

1937 wird eines seiner Industriebilder in der Nationalgalerie Berlin beschlagnahmt und auf der Ausstellung Entartete Kunst gezeigt. Die Zeit des Nationalsozialismus übersteht Karl Völker durch Aufträge in Kirchen und den Verkauf seiner Bilder. Unermüdlich in seinem Schaffen, still und unauffällig und von großer Bescheidenheit, charakterisiert ihn Hermann Goern im Katalog der Personalausstellung 1949. Im selben Jahr wird das Werk Völkers von seinen Genossen als Formalismus in Reinkultur bezeichnet. Unbeirrt setzt er seine künstlerische Arbeit fort, häufig ist er wieder in Kirchen tätig.

Das von Walter Bauer für das umfangreiche Werk des Künstlers gebrauchte Shakespeare-Wort Dir selber treu kann auch für das Leben Karl Völkers stehen.

Sabine Meinel

Die Kunsthistorikerin hat sich intensiv mit Schaffen Karl Völkers befasst und unterstützt die Initiative in Text und Wort. 2008 erschien ihre Dissertation Karl Völker – Leben und Werk an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Biografie

  • 1889  Am 17. Oktober in Giebichenstein bei Halle (Saale) geboren.
  • 1904–10  Ausbildung zum Dekorationsmaler im väterlichen Betrieb und in der halleschen Handwerkerschule.
  • 1910–13  Tätigkeit in Leipzig. Studium 1912/13 an der Dresdner Kunstgewerbeschule im Meisteratelier für Wandmalerei bei Prof. Richard Guhr.
  • 1914 Erster städtischer Auftrag. Ausmalung der Kuppel in der Kapelle des Gertraudenfriedhofes in Halle.
  • 1918 Mitglied der Novembergruppe.
  • 1919 Mitbegründer der Halleschen Künstlergruppe.
  • 1921 Tod des Vaters. Übernahme der Malerwerkstatt. Wandbilder im Sitzungssaal des Redaktionsgebäudes der kommunistischen Tageszeitung Klassenkampf. Ausmalung der Kirche in Schmirma.
  • 1921/22 Entwürfe und Farbgestaltung des Magdeburger Rathauses im Auftrag Bruno Tauts.
  • 1924 Erste Farbkonzeptionen für Bauten Otto Haeslers in Celle, so die Siedlung Italienischer Garten.
  • 1923–25 Holzschnitte für die Wochenzeitung Das Wort. Beteiligung an der Mappe Hunger der Internationalen Arbeiterhilfe. Industriebilder. Teilnahme an der 1. Allgemeinen deutschen Kunstausstellung in Moskau, Saratow und Leningrad.
  • 1926/27 Beteiligung am Wettbewerb für den Völkerbundpalast in Genf.
  • 1928–1932 Tätigkeit im Architekturbüro von Otto Haesler in Celle.
  • 1933–1943 Arbeiten im Auftrag der Denkmalpflege.
  • 1944 Einberufung zum Volkssturm.
  • 1945 Rückkehr aus dem Kriegsgefangenenlager Bad Kreuznach nach Halle. Eintritt in die SPD. Mitwirkung an der Planung für den Wiederaufbau von Rathenow. Ausmalung der Kammerspiele, Halle.
  • 1947–1956 Entwürfe für die Glasfenster der Thomaskirche in Erfurt.
  • 1949 Personalausstellung zum 60. Geburtstag in der Galerie Moritzburg, Halle. Entwürfe für die Fenster des Magdeburger Domes.
  • 1950–52 Mit Otto Haesler: Planung des Wiederaufbaus des Zeughauses, Berlin.
  • 1952/53 Mit Otto Haesler und seinem Sohn Horst Völker: Forschungsauftrag zur Entwicklung einer Großplattenbauweise.
  • 1953 Personalausstellung in der Galerie Henning, Halle.
  • 1953/54 Ausmalung und Restaurierung des Goethe-Theaters, Bad Lauchstädt und des dortigen Kursaales.
  • 1954–57 Glasmalereien für verschiedene Kirchen und Auftraggeber in Thüringen.
  • 1958–60 Mosaiken im Verwaltungsgebäude der Wasserwirtschaft, Halle und Schmuckemailplatten auf dem Urlauberschiff Fritz Heckert.
  • 1961 Kunstpreis der Stadt Halle.
  • 1962 Am 28.12. in Weimar gestorben.

Spenden

Wir freuen uns über Ihre Spende zur Restaurierung der von Völker Anfang der 1920er Jahre neugestalteten Holzeinbauten der Schmirmaer Kirche: der Altarwand, des Kirchengestühls und der Empore!

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